In den letzten Monaten ist es mir immer wieder eine große Freude, am Gebäude der Wiener Arbeiterkammer in der Argentinierstraße vorbeizufahren. Dort wurden nämlich vor einiger Zeit Plakatwände aufgestellt, die seither Raum für die unterschiedlichsten Kunstprojekte bieten. Manchmal handelt es sich um extra für diese Gelegenheit hergestellte Fotoserien, manchmal werden einfach historisch relevante Abbildungen zu einem bestimmten Thema aufgehängt. Immer geht es um sozial Benachteiligte. Mal um Hafenarbeiter, mal um die Frauenbewegung. Die unterschiedlichsten Inhalte werden aufgegriffen Die AK leistet hier wirklich sehr wertvolle Öffentlichkeitsarbeit.
Seit gestern erinnert uns das legendäre Kolaric-Plakat daran, wie absurd ethnisch motivierte Ressentiments eigentlich sind.
Einerseits hat das Plakat natürlich eine vordergründige Aussage: Nämlich, dass wir als Wiener von und in einem multikulturellen Umfeld leben. "Echte Wiener" gibt es wenige. Warum also überhaupt beginnen, auszudifferenzieren?
Man könnte aber auch das Kolaric-Plakat dahingehend deuten, dass in Frage gestellt wird, inwieweit wir uns generell anthropologisch mit Herkunft im Sinne von "Rasse" befassen sollten. Mir persönlich ist dieser Forschungszweig wirklich schnurzegal. Das Streben nach "rassischen" Kategorisierungen hat bisher nur Unheil gebracht. Also warum überhaupt darüber nachdenken?
Kulturanthropolgisch kann ich der Forschung von Herkunft vielleicht noch etwas abgewinnen. Das kann tatsächlich dazu beitragen, dass Verständnis zwischen unterschiedlichen Traditionen hergestellt wird. Nämlich dahingehend, dass gemeinsame kulturelle Wurzeln entdeckt werden.
Auf jeden Fall wollte ich das Kolaric-Thema zum Anlass nehmen, die Wichtigkeit von interkultureller Arbeit wieder einmal hervorzuheben. Der Arbeitskreis Offene Kanäle Österreich hat hier auch ganz klare Standpunkte, wenn er auf seiner Homepage einen Offenen Kanal mit dem Argument fordert, dass zu einer „verstärkten gesellschaftlichen Integration von Randgruppen und Minderheiten“ beigetragen werden muss .
Alle Integrationsvereine und Anhänger einer multikulturellen Gesellschaft sind daher auch eingeladen, an der Diskussionsveranstaltung zum Thema "Offener Kanal" am 23. Juni in der Urania zu partizipieren und gemeinsam mit dem AOKÖ einen Kanal für ALLE BürgerInnen der Stadt zu fordern.
Im Übrigen geht es im OK nicht um Assimiliation sondern um interkulturelles VERSTÄNDNIS.
Interessante Links:
http://www.initiative.minderheiten.at
http://www.zebra.or.at/links
http://www.afrika-wien.at
http://www.auslaender.at
Integrationsverein ECHO
Fabian Burstein - am Dienstag, 3. Juni 2003, 20:31 - Rubrik: Minderheiten